Leiden aus Liebe

Leiden und Liebe sind zwei Schlüsselbegriffe für die Passionszeit. Mit Aschermittwoch begann die Passionszeit. Jesus ging vierzig Tage und Nächte in die Wüste, um sich durch Gebet und Fasten auf seine Sendung vorzubereiten (vgl. Matthäus 4, Marcus 1, Lukas 4). Christen und Christinnen erinnern sich in den sieben Wochen vor Ostern an die Leidensgeschichte Jesu. Für viele Gläubige ist die Passionszeit eine Zeit des Fastens, oder eine Zeit der Besinnung und des Gebets. Eine Zeit, um über das Wesen des Glaubens, über den Sinn des Lebens nachzudenken. 

Momentan gibt es sehr viel zu bedenken in einer Welt die von so vielen Herausforderungen und Konflikten, von so viel Krieg und Unsicherheit geprägt ist. „Unsere Welt steht vor existenziellen Herausforderungen“, sagte António Guterrez, Generalsekretär der Vereinten Nationen auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2024. Viele Menschen haben keinen Halt mehr und verlieren den Überblick. Sie wissen nicht mehr, an wen sie sich wenden und wem sie vertrauen können. Gerade deshalb ist es notwendig, zur Ruhe zu kommen und nachzudenken. Wer bin ich auf dieser Welt? Wer möchte ich auf dieser Welt sein? Wie verstehe ich meine Beziehung zu meinen Mitmenschen? Wie verstehe ich meine Beziehung zu Gott?

Das sind wichtige Fragen in der Passionszeit, auf dem Weg nach Ostern. Denn durch das Leiden, den Tod und die Auferstehung Jesu wurde die Tür zur Versöhnung geöffnet. Der Schlüssel ist Gottes Liebe zu allen Menschen, zu seiner gesamten Schöpfung. Dennoch gibt es derzeit so viel Leid auf dieser Welt, dass wir oft Schwierigkeiten haben, Liebe zu erkennen. Auch die unglücklichen Enthüllungen innerhalb der Kirche in den letzten Monaten scheinen die Annahme zu bestätigen, dass es in dieser Welt, auch innerhalb der Kirche, an Liebe mangelt.

Viele Menschen stellen sich wieder einmal die uralte Frage: „Wo ist Gott inmitten von so viel Leid, Hass und Ungerechtigkeit?“ In der Passionszeit wird uns bewusst, dass Gott inmitten des Leidens gegenwärtig ist. Gott, der mit uns leidet und nicht nur ein Gott, der über alles herrscht. Kein apathischer Gott, der das Leid der Menschen nur aus der Ferne beobachtet. Das ist der Kern von Johannes 3:16: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinem einzigen Sohn für sie hingab.“ Das Leiden Jesu ist ein Leiden aus Liebe. Es ist eine Kraftquelle nicht nur, aber besonders in Zeiten der Not.

Dessen war sich auch der deutsche Theologe Dietrich Bonhoeffer sehr bewusst. Er stellte sich zusammen mit anderen gegen Ungerechtigkeit, gegen Hass, gegen Unmenschlichkeit, weil sie an die Liebe Gottes für diese Welt, für alle Menschen glaubten. Es kostete auch Bonhoeffer das Leben, aber er fand Zuflucht in Gottes Liebe. So schrieb er Ende 1944 im Kellergefängnis der Prinz-Albrecht-Straße in Berlin, während er auf seine Hinrichtung wartete, sein bekanntes Gedicht: „Von guten Mächten“. Es ist ein Widerstand gegen die Verzweiflung. 

In Zeiten von Krieg und Konflikten ist es oft schwierig, die Konzepte von Leid und Liebe miteinander zu verbinden. Doch, gerade inmitten des Leidens entdecken wir den Wert der Liebe und der Menschlichkeit neu. Gottes Liebe übersteigt den Verstand, spricht aber Herz und Verstand an. Es ist eine Liebe, die die Welt gerade jetzt dringend braucht. Eine Liebe, die uns dazu zwingt, der Ungerechtigkeit zu widerstehen und da zu sein, wo Menschen leiden. Deshalb können wir uns in solch herausfordernden Zeiten den Worten Bonhoeffers anschließen:

„Von guten Mächten wunderbar geborgen

Erwarten wir getrost, was kommen mag;

Gott ist bei uns am Abend und am Morgen,

und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

In einer Gesellschaft die zunehmend vom Zusammenbruch bedroht ist, brauchen wir so eine Hoffnung, so eine Liebe. Als Gegenmittel gegen so viel Hass und Verzweiflung. Mögen wir in der Passionszeit die nötige Ruhe zum Nachdenken finden und uns der Liebe Gottes zu uns, der Verbindung Gottes mit dieser Welt wieder bewusst werden. Möge der Blick auf das leere Grab auch uns eine neue Perspektive bieten, damit wir dem Leben hoffnungsvoll begegnen können.

Herzlich

Werner Lategan, Pastor coll.

 

 

Aktuelles in den nächsten vierzehn Tagen

 

 

Freitag, 08.03., 19:00 Uhr, Gemeindehaus
Gesprächskreis Militärseelsorge im Einsatz,

Militärseelsorge in der Truppe

 

Sonntag, 10.03.24, 10:00 Uhr, St. Blasien
Gottesdienst mit Pastor i.R. Thomas Ackermann

Die Wahlen finden in der Zeit von 10:00-13:00 Uhr

in St. Blasien-Kapelle statt

 

 
 

Karfreitag, 29.03., 10:00 Uhr, St. Blasien
Gottesdienst mit Pastor coll. Werner Lategan

 

 

„Barmherzigkeit ist ein Weg zum Frieden“, Matthäus 5:1-12

Diese Welt braucht Frieden. Das ist uns im Laufe der Geschichte klar geworden und das Bedürfnis nach Frieden ist derzeit akut. Wir singen oft Lied 430 in der Kirche: „Gib Frieden, Herr, gib Frieden, die Welt nimmt schlimmen Lauf“. Aber innerhalb der Gesellschaft, in der Weltpolitik, hört man oft den Gedankengang eines alten lateinischen Sprichworts: „Si vis pacem, para bellum“. Nämlich: „Wenn du Frieden willst, rüste zum Krieg“. Es ist natürlich ein gigantisches Problem für die Weltpolitik, Frieden zu schaffen und zu erhalten. Es ist jedoch auch eine Herausforderung für die Kirche und den Glauben. Was können wir als Alternative, als Erwiderung anbieten, wenn die Welt in der wir leben kämpfen will?

Einige konkrete Beispiele aus der Vergangenheit sind Niklaus von Flüe oder Bruder Klaus (1417-1487) der Schutzpatron der Schweiz, die Confessio Belgica (1561), die Bekennende Kirche in Deutschland (Gründung 1934), Martin Luther King („I have a dream“ Rede, 1963) oder das Belhar-Bekenntnis (1982) in Südafrika. Versuche, sich einer Ungerechtigkeit zu widersetzen oder einen angespannten Zustand zu entladen und Frieden, Verständnis und Menschlichkeit zu fördern. Im Mittelpunkt dieser Bemühungen steht die Verkündigung und das Beispiel Jesu Christi. 

Nicht unwichtig ist die Bergpredigt Jesu in Matthäus 5 und seine ähnliche Predigt auf dem Felde in Lukas 6. Texte, die uns vor allem durch Jesu Seligpreisungen bekannt sind. „Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen“, lesen wir in Matthäus 5:9. Aber was bedeutet es, ein Friedensstifter zu sein anno 2023? In den Seligpreisungen Jesu werden verschiedene Aspekte besprochen. Barmherzigkeit ist ein fortlaufendes Thema und hängt mit dem Zugehörigkeitsgefühl zusammen. Frieden entsteht nicht dadurch, dass man miteinander kämpft, sondern indem man Barmherzigkeit und Menschlichkeit zeigt. Als Widerstand gegen Unrecht und als Widerstand gegen den Drang, sich mit Gewalt durchzusetzen. Jesus zeigt uns etwas vom Ideal des Reiches Gottes. Es ist, im Streben nach Frieden in dieser Welt, ein Ideal das wir stets im Auge behalten sollten, auch im Streben nach Frieden und Verständigung innerhalb der Kirche.

Glücklicherweise gibt es immer noch viele Menschen auf dieser Welt, die ein Herz für die Kirche, für ihre Mitmenschen und den Wunsch nach Frieden haben. Dieses Jahr feiern wir fünfzig Jahre Leuenberger Konkordie. Es ist ein gutes Beispiel für ein solches Streben nach Frieden und Verständigung innerhalb der Kirche. Das Ziel dieses ökumenischen Dokuments war, die Kirchenspaltung zwischen den reformierten and den lutherischen Kirchen zu beenden und Kirchengemeinschaft unter den lutherischen, reformierten und unierten Kirchen in Europa herzustellen. Es wurde zum Gründungsdokument der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa.    

Wenn wir eine Welt im Konflikt beobachten, können wir uns immer von solchen Beispielen inspirieren lassen, als Widerstand gegen Entfremdung und Missverständnisse innerhalb der Gesellschaft, innerhalb der Kirche. Grundlage ist die Ermahnung Jesu zur Barmherzigkeit als Weg zum Frieden. Eine Offenheit füreinander und der Wunsch zu verstehen statt zu kämpfen. Es bleibt ein Ideal, aber schließlich gibt es keinen anderen Weg als den Weg des Friedens. Mit uns selbst, mit unseren Mitmenschen. Möge Gottes Liebe auch uns zur Barmherzigkeit anspornen, damit wir gemeinsam den Weg des Friedens gehen können.  

Herzlich,

Werner Lategan, Pastor coll.

Psalm 98,1: Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.

Singet dem Herrn!

 Gott heißt „Herr“ in unserem Text.

Im Original steht dort der Gottesname, der im Judentum wegen seiner Heiligkeit nicht ausgesprochen wird.

Stattdessen sagt man „Adonai“ = „Herr“. Aber manche tun sich schwer damit, Gott als „Herrn“ anzureden.

Jedoch: Gott hat viele Namen – schon im Alten Testament wird er unterschiedlich genannt:

Zebaoth z.B. = Herr der Herrscharen. Oder „Elohim“

Wir haben viele Möglichkeiten, ihn anzusprechen. In einem modernen Kirchenlied singen wir den Refrain:

„Schön sind deine Namen, Halleluja, Amen.“

Vater dürfen wir Gott nennen. Oder auch Jesus Christus. Jesus Christus ist ein Teil der dreieinigen Gottheit, zusammen mit „Vater“ und „Heiligem Geist“.

In ihm hat sich Gott offenbart. In ihm ist er Mensch geworden. Wenn wir Jesus als Gott ansprechen, dann können wir fragen: Welche Wunder hat er denn getan?

Da fallen uns auf Anhieb viele Beispiele ein: Er hat Wasser zu Wein gemacht. Er hat Kranke geheilt. Aber das größte Wunder ist seine Auferstehung von den Toten.

Das feiern wir Ostern: der Tod ist besiegt. Das ist schon ein guter Grund zum Singen.

Wir sprechen Gott auch als „Heiliger Geist“ oder „Heilige Geistkraft“ an. Das können wir seit Pfingsten Wie Flammenzungen kam der Geist auf die Jüngerinnen und Jünger.

Das Pfingstwunder: alle sprechen so, dass sie einander verstehen können. Der Geburtstag von Kirche.

Am Pfingstmontag an der Leisenberger Kirche werden wir es gebührend besingen: mit Posaunenschall! Aber auch bei uns hier am Anfang des 21.Jahrhunderts tut Gott Wunder.

Die kleinen – ganz persönlichen – Wunder fallen mir ein. Die glückliche Geburt eines Kindes. Die Gesundung nach langer schwerer Krankheit. Das Finden einer neuen Arbeitsstelle nach Monaten des Zweifelns. Oder die ganz kleinen Wunder: Der Abendstern am klaren Winterhimmel. Das Veilchen, das im Frühling blüht. Die Melodie von „Claire de Lune“ von Debussy. Die winzigen Wunder: Der schöne Ton in meinem Ohr. Der Geruch von frischem Obst. Oder der leichte warme Wind auf der Haut.

Alles das sind Gründe, dankbar zu sein. Aber Singen? Das tut man nur, wenn man die Wunder auch als Wunder Gottes wahrnimmt. Achtsamkeit ist dazu nötig!

Achtsamkeit auch auf das kleinste Wunder Gottes. Dann zurück vom Kleinen zum ganz Großen! Die Schöpfung Gottes als Mutter. Die Welt, wie sie uns umgibt. Siehe, sie ist sehr gut! Braucht es bei all den Wundern noch die Aufforderung – den Befehl?

„Singt dem Herrn“, das klingt schon fast militärisch: „Helm ab zum Gebet!“ Da fühle ich mich schon unter Druck gesetzt. Muss man Gott loben?

Ich denke: Wenn man achtsam ist, ergibt sich das Lob von selbst! Vom Großen zum Kleinen. Vom Kleinsten zum ganz Großen. Und Loblieder gibt es ganz viele! Auch in der Bibel.

In Exodus 15 z.B. das Mirjam-Lied nach der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten: „Singt dem Herrn, denn hoch hat er sich erhoben,
Pferd und Reiter hat er ins Meer geschleudert.“

Eines der ältesten Lieder, die wir kennen – einer der ältesten Texte unserer Bibel. Oder im Liederbuch der Bibel – den Psalmen: "Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar." Natürlich Psalm 23 – viele kennen ihn auswendig!

Das Lied der Maria – das Magnificat – aus dem Lukas-Evangelium: "Magnificat, anima mea – Meine Seele erhebe den Herrn!, denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und des Name heilig ist. Und seine Barmherzigkeit währet immer für und für bei denen, die ihn fürchten. Er übet Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Stuhl und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen."

Ergänzt werden diese Lieder aus unserem Glaubensbuch seitdem durch Loblieder aus 2000 Jahren. „Du meine Seele singe, wohlauf und singe schön.“ Ein Lied von Paul Gerhardt aus dem Jahre 1653

„Ich sing dir mein Lied – in ihm klingt mein Leben. Die Töne, den Klang, hast du mir gegeben! Dir sing ich mein Lied.“ Ein moderneres Kirchenlied aus Brasilien, das Fritz Baltruweit und Barbara Hustedt ins Deutsche übertragen haben.

Aus Taize haben wir viele bekannte Lieder. Z.B.: „Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht. Christus, meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.“ Glaubenslieder – Hoffnungslieder.

Nicht nur aus dem Gesangbuch und den vielen Gesangsheften, die es im christlichen Bereich gibt. Auch in der weltlichen Musik gibt es Hoffnungs- und Loblieder. „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh´n“ von Zarah Leander. „Und immer immer wieder geht die Sonne auf“ von Udo Jürgens. „Denn Dunkelheit für immer gibt es nicht.“ Oder von Udo Lindenberg „Hinter dem Horizont geht´s weiter.“

Hoffnungslieder, die wir auch im Gottesdienst singen könnten. Gründe, Gott zu loben gibt es viele! Gelegenheit, Gott zu loben gibt es ebenso viele! Stimmen wir ein in das Lob – ganz von allein!

Herzlichst – Ihr  Pastor Geiken

 

Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Römer 8,35

Eine lange Liste, die Paulus da aufführt:
Leid, Angst, Verfolgung, Hunger, Kälte, Gefahr, Hinrichtung (Vers 35), um sie dann noch zu ergänzen um Tod, Leben, Engel, weltliche Mächte, Gegenwärtiges, Zukünftiges, gottfeindliche Kräfte, Überirdisches und Unterirdisches ( Vers 38 und 39).
Man hat den Eindruck, dass er nichts weglassen will.
Viel Phantasie steckt in diesen Versen.
Und das alles nur, um der Gemeinde, den Christinnen und Christen in Rom, Mut zu machen.
Denn sie lebten in einer Situation der Bedrohung. Sie wurden vom Staat wegen ihres Glaubens verfolgt.
Paulus zitiert deshalb aus Psalm 44 den 23.Vers:
„Weil wir uns zu dir bekennen, bedroht man uns täglich mit dem Tod. Wie Schlachtvieh werden wir behandelt.“
Paulus will den Menschen in Rom, die er nicht einmal persönlich kannte, Mut zusprechen
Die erste Überschrift für seinen Mut-mach-Text lautet:
Wenn Gott für uns ist, wer kann gegen uns sein?
Als Beweis führt er an, dass Gott seinen Sohn Jesus Christus in den Tod am Kreuz gegeben hat:
Ihn, der dann auferweckt wurde und an Gottes Herrschaft teilnimmt:
So lautet dann die zweite Überschrift:
Wer kann die Christinnen und Christen von Christus und seiner Liebe trennen?
Er persönlich tritt für seine Gemeinde ein.
So sind alle Angriffe gegen die von Gott erwählten Menschen letztendlich zwecklos und laufen ins Leere.
Ein Mut-mach-Text geschrieben für die Gemeinde in Rom vor fast 2000 Jahren.
Ein Mut-mach-Text aber auch geschrieben für uns Christinnen und Christen heute.
Denn wir könnten die Liste auch heute noch mit Leben füllen.
Leid, Angst und Tod machen uns ganz persönlich zu schaffen und können uns an unserem Glauben zweifeln lassen.
Gefahr, Hunger und Hinrichtung bedrohen Christinnen und Christen auch heute noch weltweit, wenn sie für ihren Glauben einstehen und in der Minderheit sind.
Trost soll uns – wie auch schon der Gemeinde vor 2000 Jahren – der Blick auf Kreuz und Auferstehung schenken.
Beides gehört zusammen: die Passion und die Auferstehung.
Karfreitag und Ostern gehören zusammen: Jesus geht für uns in den Tod am Kreuz und besiegt diesen Tod dann ein für alle mal.
Ein schönes Bild dafür ist das Kreuz aus der Rose, das sowohl die Dornen als auch das Leben in den Blättern darstellt.
Ihr Pastor,

Detlef Geiken

Andacht zur Weihnachtszeit 2022

Liebe Leserin, lieber Leser,

In der Advents- und Weihnachtszeit genießen wir die Düfte von Gewürzen, den Schein der Kerzen und die Klänge von Musik.
Wir räumen Bildern und Symbolen mehr Platz ein als zu anderen Zeiten unseres Lebens.
Wir leben sinnlicher als sonst.
Und das ist gut, denn ohne unsere Sinne ist es viel schwerer, den Sinn des Lebens zu finden.
Wenn wir mit unseren Augen das Licht des Morgens begrüßen und den, der uns an diesem Morgen aufgeweckt hat, dann hat das Sinn.
Wenn wir uns etwas zu essen zubereiten, mit den Händen die raue Schale einer Frucht berühren, dann hat das Sinn.
Der erste Schluck Kaffee am Morgen, das Wort, das wir hören.
Die Sinne verbinden uns mit der Welt und mit unserem Inneren.
Mit den Erfahrungen unseres Lebens, die abgerufen werden, wenn ein äußerer Sinneseindruck auf uns einwirkt.
Ganz intensiv ist das so beim Weihnachtsduft.
Es riecht nach Gewürzen, und mit dem Geruch kommen Erinnerungen an gute und schlechte Weihnachtszeiten,
an Zeiten der Entbehrung und an Zeiten der Geborgenheit, des Staunens und der Freude als Kind.
Der Duft dieser Erinnerungen ist eingebacken in die Lebkuchen.
So sind sie nicht nur Leckerei, sondern sollen auch erinnern an die schönen Momente.
Sie enthalten viele Gewürze, die gut tun und gut sind für die Gesundheit.
Lebkuchen wurden früher in den Klöstern zur Adventszeit an die Armen und Bedürftigen verschenkt.
Sie waren nicht zuerst Leckerbissen.
Sie waren im wahrsten Sinne des Wortes Lebenskuchen.
Sie sollten in der kalten Zeit helfen zu leben und zu über-leben.
So war eingebacken an Gewürzen, was das Herz stärkt, den Atem frei hält, den Lebensgeist stärkt.
So buken die Nonnen und Mönche Lebensbrote für die, denen das Leben im Winter besonders karg und bitter war.
Für die Schwachen, die Alten, die Kinder.
„Ich bin das Brot des Lebens“ – so sagt Jesus über sich in der Bibel, so erwarten wir sein Kommen in der Welt.
Lebensbrot Jesus, Heil und Heilung, so sollten es alle, die es nötig haben, tatsächlich essen können.
Lebensbrot – nötig für die Armen, die so wenig vom Wort allein leben können wie andere vom Brot allein leben wollen.
Die Lebensbrote, Lebkuchen, enthalten Geschenke des Heils und der Heilung für Leib und Seele.
Der heilsamen Wirkung auf die Gesundheit des Körpers können heilsame Wirkungen auf die Seele zugeordnet werden:

Ingwer erwärmt von innen, beugt Erkältungen vor oder hilft sie schneller zu heilen.
Ingwer wärmt das Herz, heilt unsere innere Kälte und alte Wunden.

Anis wirkt schleimlösend und tut gut, wenn das Atmen schwer ist, wenn uns die Luft weg bleibt. Anis bringt die Körpersäfte in Fluss und harmonisiert sie.
Anis – damit der Fluss unserer inneren Lebenskraft nicht ins Stocken kommt, damit wir nicht Blockaden aufbauen aus Ängsten und Enttäuschungen oder innerer Verdrossenheit, sondern dass Vertrauen entsteht.
Vertrauen, dass unser Leben in einem guten Fluss ist, der zu einem guten Ziel kommt.

Nelke beruhigt den Magen, und manche haben schon gemerkt, dass sie vorübergehend sehr gut Zahnschmerzen betäubt.
Beruhigung und Schmerzlinderung ist wichtig im Leben.
Ohne Ruhe, oder wenn wir Schmerzen haben, werden wir ungeduldig, verkrampft und bärbeißig. Der Gewürznelke wird zugeschrieben, dass sie Reize lindert, also entspannt, und gleichzeitig die gelassene Lebensenergie fördert.
Nelke führt in die innere Mitte und öffnet den Geist.

Kardamom rundet den Geschmack ab und hilft gegen Blähungen und Druck im Bauch.
Kardamom ist ein Heilkraut für Beziehungen, für die inneren Gefühle zur Familie und zu sich selbst. Kardamom hilft Spannungen zu lösen, hilft uns loszulassen, was Leib und Seele verstimmt und was wir an Enttäuschungen und Vorwürfen in unseren engen Beziehungen mitschleppen.

Zimt süßt das gesamte Geschmacksempfinden und spendet Energie.
Zimt schließt auf für das Süße des Lebens, damit wir bereit sind es weiter zu empfangen und uns nicht davor verschließen, weil wir auch Bitteres erleben.
Sich immer neu beschenken zu lassen mit Lebensfreude und Leichtem, dazu hilft der Zimt.

Koriander verbessert das Gedächtnis, regt Geist und Gehirn an.
Koriander hilft uns zu verstehen.
Koriander hilft zu einem wachen Geist in der Welt, zu Interesse an den Mitmenschen und zur Wahrhaftigkeit mit der eigenen Lebensgeschichte.
Lebkuchen - Lebensbrot:

Jesus selbst ist das Brot des Lebens, es reicht für alle, jede ... und alle dürfen lebenssatt werden.
Darum ist Jesus in die Welt gekommen, dass es uns nicht mangelt an Hoffnung, an Liebe, an Vergebung, an Frieden.

Amen
Pastor Detlef Geiken

Andacht zum Herbst 2022

Liebe Leserin, lieber Leser,
"Meine Seele dürstet nach Gott, dem lebendigen Gott." (siehe Bild "MonatsspruchJuli2022.jpg")
Eigentlich ist es die Losung für den Monat Juli.
Aber dieser Bibelvers passt für den ganzen Sommer und den Herbst 2022!
Ein regenarmer Sommer mit hohen Temperaturen bis 38 ° C im Schatten. Wer etwas ernten wollte, musste viel Wasser investieren. Salat und Kohl wuchsen spärlich, die Beeren vertrockneten am Busch, wenn man nicht ausreichend wässerte.
Der Rasen ist schon lange braun. Und auch die jungen Bäume lassen die Blätter hängen.
Gut ist es, dass auch das Unkraut in diesem Sommer nicht so schnell wächst.
Die Gefahr von Flächenbränden und Waldbränden wächst. Im Harz wurden etliche Hektar Wald vernichtet. Die Talsperren liegen nur noch bei 20 % Wasserkapazität und der Rheinpegel bei Emmerich lag heute (16.August) bei Null.
Die Schifffahrt ist betroffen, aber auch die Gemeinden und Landkreise schränken die Wasserentnahme ein. Eine nationale Wasserstrategie ist nun in Planung.
Auch privat überlegen wir, wie Wasser gespart werden kann.
Wassertonnen, um das Regenwasser aufzufangen, kennt jeder Gärtner. Aber auch im Haushalt kann man Wasser, das z.B. zum Ausspülen der Kaffeekanne benutzt wurde, auffangen und zum Blumengießen nehmen.
Nur 0,02 % des Wassers auf der Erde ist nutzbares Süßwasser. Dabei steigt der Bedarf an Süßwasser laut UN im Jahr um 1%.
Vier Milliarden Menschen, also rund die Hälfte der Weltbevölkerung, erleben mindestens einen Monat im Jahr Wasserknappheit.
Bisher war Wasserknappheit in unseren gemäßigten Regionen kein Thema. Aber auch bei uns wird nun überlegt, was man tun (oder lassen) kann, um Wasser zu sparen.
„Eine neue Wasser-Kultur muss erprobt, ein neues Wasser-Ethos entwickelt werden.“
So fasst es Professor Dr. Dieter Gerten in seinem Buch „Wasser“ zusammen.
In Israel musste man immer schon mit dem Wasser haushalten. So war man froh um den Tau am Morgen, der die Felder benetzte und der den Segen der Fruchtbarkeit brachte (Psalm 133, Vers 3). Gottes Heilshandeln wird beim Propheten Hosea wie ein Tau beschrieben: „Ich will für Israel wie der Tau sein, dass es blüht wie eine Lilie und seine Wurzeln ausschlagen wie der Libanon und seine Zweige sich ausbreiten, dass es so schön sei wie ein Ölbaum und so guten Geruch gebe wie der Libanon.“ (Hosea 14, Verse 6 und 7).
Wenn man mit Wasser haushalten muss und sicherlich auch das Gefühl von Durst hat, dann ist es verständlich, wenn Durst auch als Bild für die Sehnsucht nach Gott genommen wird.
Als Bild für die Sehnsucht nach dem lebendigen Wasser Gottes.
Als Jesus mit der Samariterin spricht, gibt er ihr eine Verheißung:
„Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“ (Johannes 4,Verse 13 und 14).
Durst nach Gott. Durst nach dem lebendigen Wasser, das Gott uns schenkt.
Gut, dass wir die Quelle kennen!
Amen

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