Amtseinführung von Pastor Lammer

Am 16. Januar wurde Pastor Lammer in einem feierlichen Gottesdienst in seinen Dienst in die evangelischen Kirchengemeinden Angerstein und Northeim eingeführt. Etwa 140 Personen kamen zu diesem besonderen Anlass in die Angersteiner Dorfkirche und bereiteten Pastor Lammer und seiner Frau Christine Hoppe-Lammer einen herzlichen Empfang.
Die Gäste waren aus ganz Deutschland angereist. Unter den Anwesenden war auch Enno Haaks, der Generalsekretär
des Gustav-Adolf-Werkes, der ein Grußwort ausrichtete. Präses Göttges, der den Gottesdienst leitete, sagte in seiner Rede: "Du bringst viele Erfahrungen mit aus deiner Geographie und Biographie. Immer Erfahrungen aus Randsituationen, wo Kirche sich behaupten muss, wo sie Profil zeigen muss, wo sie Stellung nehmen muss, wo sie Kante zeigt und wo sie gebraucht wird. Umso mehr bist DU nun richtig hier, denn das alles wird auch hier gebraucht."

Hier die Einführungsworte von Präses Göttges:

Lieber René, liebe Frau Lammer,
wenn man nichts über Euer Leben weiß, und doch Eure Geographie liest, dann ahnt man, was ihr an Schätzen in Euren Erinnerungen, Seelen und Herzen tragt. Und man mag sich fragen: und? Was wollen
die jetzt hier?
Frankfurt, Chile, Costa Rica, Grafschaft Bentheim, Hannover, Athen. Da hat die HNA schon recht, wenn sie Dich als einen Nomaden im Auftrag der Kirche betitelt.
Die einen mögen meinen: der Mann hält es nicht lange an einem Ort aus. Andere werden denken: tolle Erfahrungen. Wieder andere glauben, sie haben einen bunten Hund im Pfarramt und wieder andere freuen sich auf einen Cosmopoliten.
Kennenlernen werden wir Dich. Im Pfarrkonvent, im Synodalverband, vor allem aber hier in den Gemeinden. Im Gottesdienst, im Gespräch, im Unterricht, in der Öffentlichkeit. Und dann wird sich für jeden erweisen, was eine richtige und was eine falsche Annahme über Dich und Deine Art gewesen sein wird.
Ich halte es für geradezu folgerichtig, dass Du nun hier bist, in der Mitte Deutschlands, im Zentrum reformierten Selbstbewußtseins, im Dunstkreis der Universität zu Göttingen, am obersten Zipfel unseres Synodalverbandes und am Rande seines Zentrums rund um die Plesse.
Nomaden suchen sich und für ihre Herden immer fruchtbare Gebiete, in denen es nahrhafte Gründe, frisches Wasser, gefälliges Wetter und wenig natürliche Feinde gibt. Alles das, wirst DU hier finden. Fruchtbare Böden in Menschen, die Orientierung suchen, die Kirche leben wollen und die mit dir gemeinsam auf der Suche nach einer Identität sind, einer erkennbaren Identität, die nicht allein konfessionell beschreibar sein will, sondern als lebendig, tröstlich, zuversichtlich und menschenfreundlich erkannt wird. Herbert Asselmeyer hat das mal, wie ich find,  ganz klar auf den Punkt gebracht: es muss nach Kaffee duften, dann sind sie richtig. Das erste Pfund habe ich schon mal mitgebracht!
Aber auch das frische Wasser soll fließen, das die zarten Pflänzchen der Hoffnung zu neuem Leben erweckt, das in Wort und Tat genießbar und erfrischend ist und nicht brackig und abgestanden modert. Kirche hat ein Imageproblem, hast Du der Zeitung gesagt. Durch Menschen wie Dich, wird Kirche nach außen repräsentiert, das ist vielleicht die schwerste Aufgabe, aber mit die wichtigste.
Und die natürlichen Feinde gibt es nicht, denn wenn Kirche Kirche sein will und soll in dieser Zeit, dann kann sie das nur im Dialog, in der Ökumene, in der Offenheit und der Öffentlichkeit. In der wirst Du stehen, aber das ist Dir nicht fremd.
DU bringst viele Erfahrungen mit aus deiner Geographie und Biographie. Immer Erfahrungen aus Randsituationen, wo Kirche sich behaupten muß, wo sie Profil zeigen muß, wo sie Stellung nehmen muss, wo sie Kante zeigt und wo sie gebraucht wird. Umso mehr bist DU nun richtig hier, denn das alles wird auch hier gebraucht. Und dass Du konzeptionell arbeiten kannst, das hast DU in der EKD in Hannover gelernt und in Deinen bisherigen Gemeinden angewandt. Schenk diese Erfahrungen nun Deinen so unterschiedlichen Gemeinden, die darauf warten, die mit den Hufen scharren, die neugierig, begierig sind und die sicher auch skeptisch sind. Deine Zeit ist begrenzt. Aber ich habe in der Seelsorge gelernt, dass man gerade dann, wenn man weiss, dass es nicht alle Zeit der Welt hat, viel schneller zum Punkt kommt und mit Deinen Geographien im Hintergrund wirst Du da auch nicht lange rumfackeln.
Du hast Dir ein Buch gewünscht mit dem Titel Stromaufwärts. Nein, das ist nicht schon der TITEL Deiner Biographie, sondern ein Buch über ein vergessenes Volk im Amazonas. Aber es könnte durchaus der Titel Deiner Biographie werden, denn um von Northeim nach Angerstein zu kommen, geht’s auch Stromaufwärts, die Leine entlang. Und manchmal haben sich beiden Gemeinden als vergessenes Volk im Synodalverband gefühlt. Jetzt ist Eure Stunde da! Und jeder weiss, man überquert  das Meer nicht, in dem man darauf starrt! Beteiligt Euch, jetzt ist Eure Zeit, all das, was ihr Euch in der Zeit der Dürre an Wundern vorgestellt habt, das könnt ihr nun gemeinsam Wirklichkeit werden lassen. Es geht nur miteinander !
Wenn Du also, René, von Northeim nach Angerstein willst, mußt DU gegen den Strom schwimmen! Schwimm gerne gegen den Strom. Und lass Dich treiben, wenn Du zurückkehrst. Irritiere gerne konstruktiv, wie Herbert Asselmeyer es nennt, Deine Gemeinden, Deine Umgebung und lasst uns teilhaben am Reichtum Eurer Erfahrungen, Eurer Geographie und weidet Eure Herde hier zwischen Leinetal, Weser und Harz. Fruchtbarer Boden, dankbares Publikum und schöne Umgebung! Und geht erst, wenn alle satt sind! Gottes reichen Segen für Eure Zeit in Northeim und Angerstein im Geiste der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.

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